Ergotherapie in der Pädiatrie ist für Kinder vom Säuglings- bis zum jugendlichen Alter und bezieht sich auf Verzögerungen oder Störungen im Entwicklungsablauf.
Sie wird angewandt wenn die Selbstständigkeit oder die Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Behinderung bedroht/betroffen ist. Der Großteil der Entwicklung findet innerhalb der ersten 7 Jahre statt. Im Folgenden sind einige der Entwicklungsschritte beschrieben. Ist ein Kind ummehr als 6 Monate verzögert sollte umgehend eine Vorstellung bei einem Ergotherapeuten erfolgen.
Aber welche Entwicklung ist denn nun „normal“?
Es gibt viele Anschauungsweisen zur Entwicklung eines Kindes, jedoch ähneln sich die Meisten bei den Mindestvoraussetzungen die in einem Bestimmten Lebensabschnitt erzielt werden sollten:
visuelle Wahrnehmung :
Das Kind folgt mit dem Blick einem Gegenstand der sich bewegt.
Es schaut, sich nähernden Personen ins Gesicht und sieht Dingen hinterher die sich von ihm fortbewegen. Das Kind betrachtet Dinge in seiner Hand und ist in der Lage einen kleinen dunklen Gegenstand auf einer weißen Unterlage zu erkennen.
Es sieht einen Gegenstand mit beiden Augen an ohne dabei zu schielen.
auditive Wahrnehmung:
Das Kind erschreckt sich bei einem lauten Geräusch und reagiert auch auf Geräusche während des Schlafes.
Es reagiert auf einen leisen Ton wenn es die Ursache dafür nicht sieht
Außerdem schaut es eine sprechende Person an
Es hört bei Gesang oder Musik und das Kind sucht den Ton durch Kopfdrehen
Hanggeschicklichkeit (Feinmotorik):
Das Kind schließt die Hand um einen Gegenstand und streckt nun Arme und Beine
Es beginnt an Kleidung oder seiner Decke zu zupfen und spielt mit seinen Händen
Außerdem greift es schon nach einem Gegenstand in seinem Blickfeld
und steckt Gegenstände in den Mund.
Grobmotorik:
Das Kind lernt In Bauchlage den Kopf zu heben und es stößt mit den Füßen wenn man gegen sie drückt. Langsam beginnt das Kind den Kopf zu halten und strampelt mit beiden Beinen gleich kräftig. Der Rücken des Kindes ist beim unterstützten Sitzen gerade und in Bauchlage zeigen sich nun Schwimmbewegungen.
Außerdem kann das Kind sich nun in Bauchlage mit den Händen abstützen und von alleine von der Bauchlage in die Rückenlage gelangen
Das Kind kann am Ende dieser Zeit den Kopf in Rückenlage heben und sich an Möbeln selbstständig aufsetzen
Visuelle Wahrnehmung:
Das Kind lernt in den kommenden 6 Monaten sein Spiegelbild kennen und beobachtet gespannt eine langsam umhergehende Person
Auch das Spiel „Mama heb auf“ wird nun gerne gespielt, da das Kind herunterfallenden Dingen zuschaut. Es beobachtet seine Hände, erkennt sein Fläschchen und versucht versteckte Dinge zu finden.
auditive Wahrnehmung:
Das Kind lässt sich schneller trösten und reagiert auf sich nähernde Schritte. Es dreht nun auch bei leisen Geräuschen den Kopf in die Richtung der Geräuschquelle. Den Tonfall des Schimpfens lernt es zu erkennen und von der sonst angewandten Tonart zu unterscheiden.
Demnach werden auch erste Wortbedeutungen verstanden.
Handgeschicklichkeit (Feinmotorik):
Das Kind lernt nun das richtige Greifen. Es beginnt mit einfachem ganzhändigen Greifen und endet mit dem fertigen Pinzettengriff von Daumen und Zeigefinger.
Auch das wechseln der Gegenstände in die andere Hand ist kein Problem mehr. Das Kind hat nun Spaß am Schütteln und untersuchen von Dingen.
Grobmotorik:
Das Kind kann bereits mir Unterstützung z.B. in den Achseln stehen und es beginnt auf dem Schoß zu „hopsen“ Es ist in der Lage eigenständig die Position zu ändern und zwar von Rücken- auf Bauchlage und umgekehrt. Außerdem kann es nun ein wenig robben und später auch zu krabbeln, sich alleine aufsetzen und sich selber in den Stand zu ziehen.
Achtung: Das Auslassen des Krabbelns ist nicht weiter tragisch. Manche Kinder beginnen stattdessen lieber gleich mit dem Stehen und Laufen
visuelle Wahrnehmung:
Das Kind entwickelt vorlieben für Spielzeuge. Es erkennt Eltern und Geschwister und beginnt Dinge wie Bilderbücher und sein eigenes Spiegelbild. Außerdem kann es auch Personen schon aus größerer Entfernung erkennen.
auditive Wahrnehmung:
Das Kind ist nun in der Lage weitere Aufforderungen wie z.B. „Komm her zu mir“. Außerdem ist es in der Lage genannte Personen im Raum zu lokalisieren.
Handgeschicklichkeit (Feinmotorik):
Das Kind beginnt mit Gegenständen zu experimentieren und damit klänge zu erzeugen. Es lernt nun mit den Fingern zu arbeiten, wie z.B. zu zeigen, zu werfen und selbstständig aus der Tasse zu trinken. Darüber hinaus reicht das Geschick nun aus um eingewickeltes auszupacken.
Grobmotorik:
Das Kind kann nun eine kleine Strecke laufen ohne hinzufallen, teilweise noch mit Festhalten an den Möbeln. Es kann ohne Hilfe aufstehen und im Bücken Dinge aufheben. Außerdem erklimmt es bereits Erhöhungen, indem das Kind sie auf dem Bauch hinaufkrabbelt.
visuelle Wahrnehmun:
Das Kind kann nun Gegenstände sortieren und gleiche Teile finden. Außerdem sind Meinungsäußerungen in Form von Kopfschütteln oder Nicken zu beobachten.
Es kann bereits Körperteile an Puppen zeigen und es kann eine ausgetauschte Dose finden.
auditive Wahrnehmung:
In dieser Phase nimmt das Sprachverständnis stark zu. Erste Fragen wie „Möchtest du…?“ werden verstanden und so manche benannten Körperteile, einige Dinge und ein paar Personen können gezeigt werden.
Handgeschicklichkeit (Feinmotorik):
Das Kind hat Freude an ersten Steckspielen und kann bereits kleine Türme bauen. Das Öffnen von Reißverschlüssen und das selbstständige Ausziehen wird auch in diesem Zeitraum erlernt. Außerdem beginnt das Kind auf Papier zu kritzeln.
Grobmotorik:
Es ist dem Kind nun möglich gehockt Dinge aufzuheben. Außerdem kann es nun 5m rennen ohne hinzufallen und kann einen Fußball stoßen. Das Kind erlernt Stühle zu besteigen und fasst dabei die Lehne. Das Treppensteigen gelingt mit Geländer bereits recht gut.
Auditive Wahrnehmung:
Das Kind lernt in diesem Jahr Handlungsanweisungen von bis zu 3-4 Worten zu befolgen. Im späteren Verlauf des Jahres sind sogar bereits „Doppelaufträge“. Es kann 4 benannte Personen und 8 Gegenstände zeigen. Außerdem kann es auf 6 benannte Körperteile zeigen. Das Kind lernt auch akustisch 1 von vielen zu unterscheiden. Außerdem kann es eine Tätigkeit im Bild zeigen.
Handgeschicklichkeit (Feinmotorik):
Ein Kind dieser Altersphase kann einen Turm aus 4 Würfeln bauen und es gelingt ihm mühelos einen Ball über den Kopf zu werfen. Das Kind beginnt alleine mit dem Löffel zu essen, auch das umgießen des Saftes von Becher zu Becher gelingt ihm zusehends besser. Beim Malen werden Rundformen immer häufiger gemalt.
Grobmotorik:
Vom spielen in Kauerstellung, über den Fußschlussstand mit geschlossenen Augen, bis hin zum rennen von 15m ohne hinzufallen entfaltet das Kind seine Energie. Es beginnt die Treppen mit Geländer hinauf und hinab zu gehen und wagt auch den Beidbeinsprung zunächst am Boden, dann von der Treppe.
Visuelle Wahrnehmung:
Das Kind beginnt Formen, Farben und Größen zu unterscheiden und erkennt nun auch nicht familiären Besuch. Es erkennt seine eigene Kleidung und findet 2 versteckte Objekte. Außerdem kann es Einzahl von Mehrzahl unterscheiden.
Auditive Wahrnehmung:
Das Kind zeigt verschiedene Formen, Farben, Längen und Richtungen (wobei diese oft noch falsch sind) Es ist in der Lage einzelne Laute, vor allem Vokale, zu unterscheiden und herauszuhören. Im Laufe des Jahres erkennt das Kind Zeitangaben wie morgens, abends und kann kategorisch zeigen, z.B. „Zeig mir alles was man essen kann.“ Darüber hinaus erlernt das Kind auch das verstehen von ersten Gefühlen wie hungrig und müde sein.
Handgeschicklichkeit (Feinmotorik):
Das Kind kann sich bereits die Jacke anziehen und Knöpfe alleine öffnen und schließen. Es hält den Stift mit zwei Fingern, zeichnet Kreise ab und verbindet zwei Punkte mit einer Linie. Das Schneiden mit der Schere erlernt des Kind jetzt sehr schnell, sowie das drehen von Schlüsseln und das Öffnen von Zündholzschachteln.
Grobmotorik:
Das Kind lernt Dreirad und Gocart fahren. Die Treppe geht es jetzt frei rauf und runter mit Fußwechsel. Das Kind balanciert nun je Bein ca. 2 Sekunden lang und bewältigt auch schon einen Hüpfer auf einem Bein oder einen Schlusssprung von der Couch.
Visuelle Wahrnehmung:
Das Kind kann nun alle Grundfarben unterscheiden und bis zu 5 verschiedene Bildpaare und Formen sortieren. Es ist nun in der Lage sich draußen zu orientieren und kann optisch eine Menge von 2 erfassen. Puzzle aus 2 Teilen werden auch erfolgreich bewältigt.
Auditive Wahrnehmung:
Das Kind versteht nun Steigerungsformen, Gegensätze, Oberbegriffe, ca. 3 Körperteile und erkennt ein paar abgebildete Berufe. Es ist in der Lage sinnvolles von sinnfreiem zu unterscheiden und es erfasst erste Spielregeln. Auch das verstehen von Zeit- , Raum- und Mengenbegriffen wird immer besser. Am Ende dieser Entwicklungsstufe kennt das Kind die Jahreszeiten, kann anlaute unterscheiden und hat das Verständnis für Formen ist weiter ausgeprägt.
Handgeschicklichkeit (Feinmotorik):
Das Kind koordiniert den Gebrauch beider Hände. Beim Zeichnen macht es nun stetig Fortschritte. Wenn es zu Anfang noch Kopffüßler malt, so zeichnet es bald Haus, Baum, Sonne und Menschen aus 8 Teilen. Das An- und Ausziehen, sowie das Schleifen und Knoten binden, bereitet keine Schwierigkeiten mehr. Das Kind malt 10 Buchstaben ab und lernt seinen Namen zu schreiben. Das schneiden mit der Schere wird immer genauer, und mit 7 Jahren schneidet es präzise an der Linie entlang. Die Geschicklichkeit beim Ball spielen entwickelt sich vom fangen eines zugeworfenen Balles bis hin zum Schlagballweitwurf über 4m. Auch das hochwerfen und fangen eines Balles ist kein Problem mehr.
Grobmotorik:
Die Entwicklung schreitet nun zügig voran. Es beginnt mit 30 m Schnelllauf in 15 Sek., Standardweitsprung von 50 cm, dann das aufstehen aus der Rückenlage ohne die Hand aufzustützen und je 5 Einbeinhüpfer vorwärts, die sich dann auf 10 Hüpfer steigern. Das Fahrradfahren zunächst noch mit Stützrädern, wird am Ende der Entwicklungsstufe auch ohne Stützräder beherrscht. Ein Seiltänzergang über 1m zunächst vorwärts und später auch rückwärts, sowie das steigen auf einen 45 cm hohen Stuhl und das Treppensteigen mit 2 Stufen auf einmal sind jetzt gut zu meistern.
Visuelle Wahrnehmung:
Das Kind lernt in dieser Zeit noch differenzierter zu unterscheiden, so kann es beispielsweise bereits 5 Tierpaare von einander unterscheiden und kann übereinander liegende Figuren optisch auseinander halten. Außerdem bekommt das Kind eine Vorstellung von Oberbegriffen und kann diesen Gegenstände zuordnen. Es lernt fehlende Teile auf einer Abbildung zu entdecken. Das Kind erlernt in diesem Zeitraum auch Mengen bis zu 5 simultan zu erfassen, bis zu 10 unterschiedliche Längen zu erkennen, eine Handlung auf einem Bild zu erkennen, etwas sinnwidriges zu erkennen, die Uhr zu lesen und bis zu 5 Handlungsfolgen zu erkennen.
„Die spielen ja bloß!“ – so lautet ein häufiger Vorwurf.
Oft wirkt das, was die Kinder machen, tatsächlich spielerisch und leicht. Aber dahinter stecken ausgeklügelte Konzepte. Im Spiel erfährt das Kind seinen Körper, der Therapeut setzt bewusst bestimmte Impulse.
Auf der schiefen Ebene etwa kann ein Kind seinen Gleichgewichtssinn trainieren. Beim Malen geht es unter anderem um die Verbesserung der Feinmotorik. Was ein Kind braucht, bestimmt der Therapeut zu Therapiebeginn, je nach Diagnose und Entwicklungsstand.