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(kindliche) Aphasie

Definition:

Eine (kindliche) Aphasie liegt vor, wenn Betroffenen durch eine akute Hirnschädigung einen teilweisen oder auch vollständigen Verlust der bis dahin erworbenen sprachlichen Fähigkeiten erleiden (bei Kindern ab ca. 2,5 Jahren, bzw. einer Sprachentwicklung mindestens auf Wortebene). Alle Bereiche und Modalitäten der Sprache können in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt sein. Die Lautstruktur (Phonologie), der Wortschatz (Lexikon), die Bedeutung (Semantik) und der Satzbau (Syntax). Sowohl die rezeptiven (Sprachverständnis) als auch die expressiven (Sprachproduktion) Fähigkeiten können eingeschränkt sein. Somit können das Sprechen und Verstehen der Lautsprache oder auch das Lesen und Verstehen geschriebener Sprache erschwert und je nach Schweregrad der Beeinträchtigung sogar kaum noch möglich sein.
Die Aphasie unterscheidet sich jedoch wesentlich von Störungen der Sprachentwicklung.

Symptome:

Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden die Symptome der Aphasie bei Kindern und Jugendlichen in der Literatur sehr unterschiedlich beschrieben. Heute weiß man jedoch, dass alle Symptome die auch bei Erwachsenen mit Aphasie beschrieben werden auch bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten sind.

Aphasien werden auf Grund der Symptomatik in verschiedene Syndrome eingeteilt. Als schwerste Beeinträchtigung gilt die Globale Aphasie mit Sprachautomatismen (z.B. immer wiederkehrende Silbenfolgen wie „de de de“, Wörter oder Floskeln, die nicht in den Gesprächskontext passen) und stark eingeschränktem, häufig dysarthrischem Sprachfluss. Die Kommunikation ist dann sehr schwer bis schwer beeinträchtigt.

Die Wernicke Aphasie ist geprägt von Satzverschränkungen und Satzteilverdopplungen (Paragrammatismus, z.B. „Verstehen Sie mich gut verstanden?“) sowie Paraphasien und Jargon (z.B. „ja das wird ein anderer Mitfahrer zum grauen war das äh ein Mitteiler zum euch also ein wirklich Blauer oh“ als Antwort auf die Frage „Warum sind Sie zu uns in die Klinik gekommen?“) Die Sprachmelodie ist unauffällig, der Sprechfluss ist jedoch häufig überschießend. Die Eigenwahrnehmung für diese sprachlichen Defizite ist häufig eingeschränkt und die Kommunikation schwer bis mittelschwer beeinträchtigt.

Die Broca Aphasie ist geprägt durch agrammatische Sprache (Telegrammstil, z.B. „Auf dem Bild eine Frau äh zwei Kinder es ist ein Junge und ein Mädchen äh in der Küche äh die Frau Teller waschen und äh sind gerade das Wasser über den Rand äh sprudeln.“) und eine mögliche Sprechapraxie. Der Sprechfluss ist eingeschränkt und die Kommunikation mittelgradig bis schwer beeinträchtigt. Als augenscheinlich leichteste Beeinträchtigung wird die amnestische Aphasie beschrieben. Hier liegen vor allem leichte Wortfindungsstörungen vor, der Sprachfluss erscheint unauffällig jedoch zeigen sich Suchverhalten und Satzabbrüche, wobei die Kommunikation leicht bis mittelgradig gestört ist. Zudem gibt es einzelne Sonderformen.
Aktuell wird dieser Syndromansatz in der Forschung kritisch diskutiert. Man geht zur detaillierten Einzelfallbeschreibung und zur Einteilung in flüssige und unflüssige Aphasien über. Als veraltet gelten die Bezeichnungen motorische und sensorische Aphasie.
Bei der amnestischen Aphasie zählt als Leitsymptom die Wortfindungsstörung.

Die kindliche Aphasie kann auch noch Jahre später fortbestehen, selbst wenn im Gespräch keine offensichtlichen Mängel mehr zu beobachten sind. Langzeitbeeinträchtigungen, wie z. B. im Bereich der Schriftsprache, können teilweise erst einige Jahre später (z. B. zum Schuleintritt, oder bei höheren Anforderungen im weiteren Schulverlauf) offensichtlich werden, und den schulischen und beruflichen Werdegang beeinträchtigen. Die Aphasie bei Kindern und Jugendlichen hat häufig auch weitreichende und teilweise lang andauernde Folgen für das familiäre und soziale Leben der Betroffenen und Angehörigen.

Ursachen:
Als häufigste Ursache für eine (kindliche) Aphasie wird das Schädel-Hirn-Trauma (SHT) beschrieben. Aber auch Schlaganfall, Tumorerkrankungen, Entzündungen (Encephalitis), Sauerstoffmangel (hypoxische Hirnschäden), Epilepsie und hirnatrophische Prozesse können zu einer Aphasie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen führen. Bei Infektionen, Tumoren oder progressiver Erkrankungen wird eine schlechtere Prognose für den Verlauf der Aphasie beschrieben als bei Trauma oder vaskulärer Ursache. Eine Sonderform ist das Landau-Kleffner-Syndrom. Hier liegt eine spezifische Form der Epilepsie vor, die zur Aphasie im Kindesalter führen kann.