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Stimmstörungen (Dysphonie)

Definition:

Zu den Stimmstörungen (Dysphonien) zählen alle Störungen der Stimmerzeugung, die ihre Ursache in organischen Schäden (organisch bedingte Stimmstörung) oder durch deren falschen Gebrauch hervorgerufen werden (funktionelle Stimmstörung). Außerdem können psychologische Ursachen zu einer Dysphonie führen (psychogene Stimmstörung).

Eine Stimmstörung kann sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten, die Symptome sind identisch. Dabei unterscheiden Mediziner, ob die Schwierigkeiten bei der Stimmbildung dauerhaft oder nur zeitweilig vorliegen, und ob sie belastungsabhängig sind oder auch unabhängig von Belastungen der Stimme auftreten.

Es gibt verschiedene Schweregrade von Stimmstörungen: geringgradig, mittelgradig und hochgradig dysphon (heiser, rau) und aphon (stimmlos).
Während der Phase des Stimmbruchs kommt es vor allem bei jugendlichen Männern zu einer normal auftretenden, also physiologischen, Stimmstörung. In der Pubertät nimmt der Kehlkopf stark an Größe zu, wodurch die Stimmlippen länger werden und die Stimme tiefer wird. Durch den starken Wachstumsschub und die hormonelle Umstellung kommt es zu den typischen Auffälligkeiten. Die zwischen hoch und tief schwankende Stimme sollte in dieser Zeit weitestgehend geschont werden.

Symptome:

Meist tritt die funktionelle Stimmstörung im Kindesalter mit hyperfunktionellen Symptomen (zu viel Spannung) auf. Dann klingt die Stimme heiser, rau, gepresst und angestrengt, manchmal auch behaucht und/oder aphon (tonlos). Das Klangvolumen und die Lautstärke sind eingeschränkt, die Stimmlage vertieft, die Muskelspannung erhöht und beim Sprechen wird eine Schnappatmung hörbar. Selten wird eine kindliche Stimmstörung mit überwiegend hypofunktionellen (unterspannten) Symptomen vorgestellt, da Kinder mit solchen Störungen in der Regel nicht auffallen und keinen Leidensdruck verspüren. Die Stimme ist in diesem Fall leise und klingt heiser, behaucht, resonanzarm und kraftlos. Es besteht eine flache Atmung und die Haltemuskulatur ist schwach ausgebildet. Aus funktionellen Stimmstörungen können auf Dauer ohne Behandlung (in 80% der Fälle) organische Veränderungen (Knötchen) entstehen. So kann aus einer funktionellen Stimmstörung eine organische bedingte Stimmstörung werden. In solch einem Fall kommt es zu Stimmklangveränderung (Heiserkeit), verminderter Leistungsfähigkeit der Stimme, Sprechanstrengung, Missempfindungen im Hals (Kloß im Hals) oder Schmerzen.

Symptome im Überblick:

hyperfunktionelle Stimmstörung

  • rau, belegt, heiser,
  • knarrend, gepresst
  • Missempfindungen in Hals und Rachen
  • Schluck- und Räusperzwang
  • Kloß- oder Druckgefühl
  • vermehrte Schleimbildung
  • Trockenheitsgefühl
  • teilweise Schmerzen
  • Kratzen im Halsund Hustenreiz
  • harte, knarrende Stimmeinsätze
  • Hochatmung
  • extreme muskuläre Verspannungen der Körpermuskulatur (vor allem Gesichts-, Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur)

hypofunktionelle Stimmstörung

  • leise, verhaucht
  • kraftlos
  • unvollständiger Stimmlippenschluss
  • viel Luft entweicht beim Sprechen
  • Missempfindungen im Hald- und Rachenbereich
  • Halsschmerzen
  • schnelle Ermüdung der Stimme beim Sprechen
  • schlaffe Körperspannung
  • monotone Stimme
  • flache Atmung

Bei organisch bedingten Stimmstörungen kann es zu Symptomen der hyperfunktionellen oder der hypofunktionellen Stimmstörung kommen. Bei einer Stimmlippenlähmung nach einem Schlaganfall können die Stimmlippen beispielsweise auseinanderstehend gelähmt sein. Das führt zu Symptomen der hypofunktionellen Stimmstörung. Während bei zum Beispiel bei Stimmlippenknötchen, Ödemen oder Tumoren eher Symptome der hyperfunktionellen Stimmstörung auftreten.

Bei hypofunktionellen Stimmstörungen kann es auch zu Symptomen der hyperfunktionellen Stimmstörung kommen, wenn der oder die Betroffene versucht die nötige Spannung fürs Sprechen mit Druck und Kraft (pressen) zu erreichen.

Psychogene Stimmstörungen zeigen oft ähnliche Symptome wie eine hyperfunktionelle Stimmstörung, da der emotionale Stress sich auch auf die Spannungsverhältnisse des Körpers auswirkt. Sie treten jedoch meist plötzlich auf und es sind meist Frauen im Alter von 15-25 und von 45-55 Jahren betroffen. Darüber hinaus sind die Symptome im Urlaub beispielsweise besser oder verschlimmern sich.

Ursache:

Es gibt vielfältige Ursachen für eine funktionelle Dysphonie. Als häufigste Ursache wird der Übermäßige gebrauch beschrieben (ca. 55%), als zweithäufigste Ursache Nasenatmungsbehinderung (ca. 36%). Auch Verhaltensweisen wie Hyperaktivität, Ängstlichkeit und Dominanzverhalten wurden bei stimmgestörten Patienten nachgewiesen. Falscher und übermäßiger Stimmgebrauch kann zwar Ursache einer Stimmstörung sein, dieser hat selbst aber auch eine, meist psychosoziale Ursache, die es zu ergründen gilt. Vermehrte Aggression, Ängstlichkeit und Frustration sind als Auslöser aber auch als Folge einer Stimmstörung nachgewiesen worden.
Organische Stimmstörungen können aufgrund angeborener oder erworbener organischer Veränderungen, sekundär organischer Veränderungen (als Folge einer funktionellen Stimmstörung) , traumatischer oder hormoneller Ursachen und aufgrund organischer Ursachen (Lähmungen, Entzündungen) entstehen.

Stimmhygiene:

Unter Stimmhygiene aus phoniatrischer Sicht werden alle vorsorglichen Verhaltensweisen und Maßnahmen, die auf die Gesunderhaltung und optimale Funktionsfähigkeitkeit des Stimmorgans und Stimmmechanismus gerichtet sind, verstanden. Unter Stimmhygiene versteht man ein umfassendes Hilfsangebot für die Gesundheitsvorsorge des Stimmorgans. Diese umfasst Vorsorgeuntersuchungen, ausbildungsbegleitende Stimmbildung bis zu einem allgemeinen Körpertraining.

Wichtig für Betroffene sind unter Anderem folgende Hilfestellungen:

  1. Räuspern vermeiden → besser ist lockeres, stimmhaftes Husten
  2. viel trinken
  3. ausreichend schlafen
  4. Stress vermeiden
  5. evtl. inhalieren (Vorsicht: keine reizenden Stoffe wie ätherische Öle verwenden, besser ist Salzwasser oder Kamille)
  6. Vorbereiten der Stimme am Morgen:
    – das Gesicht vorsichtig abklopfen
    -das Gesicht ausstreichen (z.B. beim Eincremen)
    -Summen (z.B. beim Duschen) ggf. vorsichtig mit der Hand dabei den Brustkorb abklopfen
    -lockeres Kauen beim Frühstück
  7. kein Orangensaft gleich zu Beginn (Säure reizt die Schleimhäute)
  8. Kaffeegenuss reduzieren (Kaffee reizt die Schleimhäute; Flüssigkeitsverlust)
  9. bei starker Verschleimung Milchprodukte und Schokolade einschränken
  10. Alkohol und Nikotin einschränken
  11. Nasenatmung ermöglichen! (Die Nase reinigt, befeuchtet und erwärmt die Atemluft)
  12. ausreichend Luftbefeuchtung im Winter
  13. auf passende Kleidung achten wegen der Bauchatmung (Zu enge Kleidung kann das Zwerchfell blockieren)
  14. Bewegung ist günstig für die Stimme, also während des Sprechens in Bewegung sein
  15. der Stimme regelmäßig Pausen gönnen (ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft wirkt entspannend und wenn sie zwischendurch die Arme kreisen fördert dies die Durchblutung und dehnt die Flanken)
  16. zwischendurch immer wieder kurze Lockerung der Stimme einschieben (summen…)
  17. Gestik und Mimik zur Entlastung der Stimme einsetzen
  18. Lautstärke immer wieder zurücknehmen
  19. Nebengeräusche während des Sprechens verringern
  20. Sprechtempo verringern
  21. Haltung beim Sprechen (z.B. telefonieren) beobachten und gegebenenfalls korrigieren
  22. sich dem Gesprächspartner zuwenden und gegebenenfalls neben ihn setzen