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Störung des Wortschatzes

Definition:

Störungen beim Aufbau des Wortschatzes (lexikalische Störungen) können sowohl den Wortschatzumfang als auch die Merkmale der einzelnen Wörter betreffen.

Ein großer Teil der Kinder mit einer Wortschatzstörung fällt schon sehr früh durch den verspäteten Sprechbeginn („Late Talker“) auf. Charakteristisch für den verspäteten Sprechbeginn ist, dass Kinder im Alter von 2 Jahren nicht über 50 gesprochene Wörter verfügen und Wörter nicht miteinander kombinieren. (Siehe der physiologische Spracherwerb). Die zu diesen Zeitpunkt typische „Wortschatzexplosion“ hat nicht stattgefunden. Der Wortschatz scheint insgesamt langsamer anzuwachsen.

Symptome:

Die Einschränkung des Wortschatzumfanges ist beispielsweise daran erkennbar, dass dem Kind zur Kommunikation notwendige Wörter wie Nomen, Verben oder Adjektive/Adverbien fehlen und es häufig auf unspezifische Wörter wie „Dings“, „machen“ oder „so“ zurückgreift. Oft haben die Kinder auch Probleme, Wörter ihren Oberbegriffen (Hyponymen) zuzuordnen („Vogel“ und „Maus“ → „Tier“). Darüber hinaus kann ein Kind auch Wortfindungsstörungen haben, das heißt es sucht nach Wörtern und nähert sich zuweilen dem gesuchten Wort über lautliche Ähnlichkeiten, z. B. „belustlos“ anstelle von „bewusstlos“ (Beispiel aus Kauschke 2012: 130). Hält diese Symptomatik bis zum Schuleintritt an, kann sich dies nachteilig auf den Leseerwerb, d.h. das Lese-Sinn-Verständnis auswirken.

Ursache:

Wortschatzstörungen gehen auf Störungen bei der Verarbeitung zurück und sind mehrheitlich Teil einer umschriebenenSprachentwicklungsstörung.

Wortschatz und Zweisprachigkeit:

Es gibt zwei Besonderheiten bei zweisprachigen Kindern die völlig normal sind. Zum einen beeinflussen sich die Sprachen gegenseitig bei der Aussprache. So rollen zum Beispiel russisch-deutsch-sprachige Kinder (und auch Erwachsene) das R auch dann, wenn sie deutsch sprechen. Zum anderen treten sehr häufig Sprachmischungen auf. Das können einzelne Wörter aber auch grammatische Elemente sein. Früher glaubte man, dass diese Sprachmischungen die Überforderung des Kindes ausdrücken und daher keine der beiden Sprachen richtig erlernt werden kann. Heute weiß man jedoch, dass die Sprachmischungen eine sehr kreative Nutzung der gesamten sprachlichen Kompetenz ist. So haben die Kinder die Möglichkeit, Wortschatzlücken in der einen Sprache mit Wörtern aus der anderen Sprache zu füllen und können somit die Kommunikation aufrecht erhalten – vorausgesetzt der Gesprächspartner versteht beide Sprachen.

Die zweisprachige Kompetenz eines Kindes bleibt aber nur so lange erhalten, wie es beide Sprachen auch tatsächlich oft im Alltag benutzt. Sobald eine Sprache nicht mehr häufig mit dem Kind gesprochen wird, verlernt es diese wieder.

Generell gilt:

Je früher ein Kind eine zweite Sprache lernt, je öfter es diese in einer guten Qualität (von muttersprachig deutschen Menschen) hört, je attraktiver die Sprache für das Kind gestaltet wird (Sprachlernmotivation) und je mehr die Zweisprachigkeit von den Bezugspersonen des Kindes (Familie und Erzieher/innen) geschätzt wird, desto besser lernt das Kind die Zweitsprache.Bei Kindern die die Zweitsprache erst später erlernen sind sie bereits nach 10 Monaten in der Lage sich gut mit anderen zu unterhalten und verstehen fast alles, wenn man das Gesagte mit Gesten oder Bildern unterstützt.

Um jedoch ohne Schwierigkeiten im Schulalltag mitzukommen, müssen die Kinder über diese basalen Sprachfähigkeiten hinaus die grammatischen Besonderheiten der deutschen Sprache lernen. Dies dauert oft mindestens drei Jahre. Und manche Fehler (falscher Artikel, falsche Mehrzahlform, falsche Zeitengebung) bleiben bis ins Jugend- und Erwachsenenalter bestehen.

Was können Eltern tun, um die mehrsprachige Entwicklung ihrer Kinder zu unterstützen?

Die meisten Ratgeber für bilinguale Familien sind sich darüber einig, dass Kinder am besten früh zwei Sprachen lernen, wenn jedes Elternteil konsequent die eigene Muttersprache mit dem Kind spricht und es eine gemeinsame Familiensprache gibt. Dieses Prinzip nennt man in der Fachwelt „one person – one language“. Allerdings lässt sich der Alltag nicht immer so klar nach diesem Prinzip einteilen. So ist es auch sehr gut für die zweisprachige Entwicklung des Kindes, wenn es eine Familien- und eine Umweltsprache gibt oder aber zwei Sprachen in verschiedenen Situationen eingesetzt werden („Beim Kuscheln reden wir Türkisch und beim Einkaufen Deutsch.“). Egal in welcher Konstellation die verschiedenen Sprachen im Alltag des Kindes auftauchen, wichtig ist immer: Es sollte eine klare Struktur geben, damit das Kind die beiden Sprachen deutlich voneinander unterscheiden kann. Dazu gehört es auch, in den ersten Jahren starke Sprachmischungen zu vermeiden. Darüber hinaus ist es wichtig, dass ein Kind beide Sprachen sehr oft hört (nicht nur einmal pro Woche).