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Sprechunflüssigkeiten (Stottern, Poltern)

Poltern

Definition:
Poltern ist eine Störung des Redeflusses bzw. eine Sprechstörung welche sich durch ein schnelles und/oder unregelmäßiges Sprechtempo auszeichnet. Hierbei werden Auslassungen, Verschmelzungen und artikulatorische Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Sätzen beobachtet, die die Verständlichkeit zusammen mit den anderen Symptomen stark beeinflussen.

Symptome:

  • Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Sätzen
  • Auffällige Sprechmelodie
  • Unflüssigkeiten in Form von Wiederholungen von Silben, Wörtern und Satzteilen, oder lockeren Lautwiederholungen.
  • Satzabbrüche, Wortabbrüche und Einschübe
  • Mangelnde Sprechkontrolle trotz gutem Bewusstsein für die eigenen Unflüssigkeiten
  • Es entstehen oft Sprechängste bishin zur vermeidung von Sprechsituationen
  • Auffälligkeiten in der Strukturierung ihrer Redeinhalte, was das Verstehen der Inhalte für den Gesprächspartner schwer verständlich machen.
  • Neigung zum Monologisieren, der Gesprächspartner kann schwer zu Wort kommen
  • Es fällt schwer eigene Aussagen so umzuformulieren das sie der Gesprächspartner versteht

Die Symptome sind bei jedem Betroffenen individuell unterschiedlich gewichtet, treten also unterschiedlich ausgeprägt auf.

Ursachen:
Die genauen Ursachen von Poltern sind noch nicht bekannt. In den letzten Jahren wurden Untersuchungen mit der funktionellen Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt. Dabei zeigten polternde Menschen im Vergleich zu stotternden Menschen im Gehirn andere neurophysiologische Aktivierungen in primär motorischen und praemotorischen Arealen, sowie den Basalganglien. Äußerungen werden, bevor ihre Planung abgeschlossen ist, bereits gesprochen. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass Poltern erblich bedingt ist. Dies wird gestützt durch Beobachtungen, dass häufiger Jungen als Mädchen vom Poltern betroffen sind und Poltern innerhalb von Familien über mehrere Generationen auftritt.

Stottern

Definition:
Stottern ist eine Sprechstörung und zeigt sich in Unterbrechungen des Redeflusses durch auffällige Blockaden, Wiederholungen oder Dehnungen. In diesem Moment weiß der Stotternde genau was er sagen möchte, er kann es jedoch nicht störungsfrei herausbringen.

Das Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen unterscheidet sich ganz wesentlich von Unflüssigkeiten bei Kindern. Dies beruht im Wesentlichen auf der Tatsache, dass bei Jugendlichen und Erwachsenen bereits ein Bewusstsein für die Unflüssigkeiten entstanden ist, das sich in der Regel auf ihr gesamtes Sprech-, Kommunikations- und auch Sozialverhalten auswirkt (es entstehen sekundäre Symptome).
Während kindliche Unflüssigkeiten noch bei ca. 5 % der Bevölkerung auftreten, besteht es ab dem Jugendalter nur noch bei ca. 1 %, jedoch bei etwa doppelt so vielen Jungen wie Mädchen.

Die primären (ursprünglichen) Stottersymptome können sein:

  • Wiederholung von Einzellauten oder Silben: “ ich kkkkaufe Käkäkäse“
  • Prolongationen (Lautdehnungen): „vvvvvvvielleicht am SSSSSSSSSamstag“
  • Unterbrechung von Wörtern: „das kommt ganz au—tomatisch“
  • Hörbare oder stumme Blockaden: “ i……ch brauche manchmal ………etwas länger“

Nahezu jeder Stotternde entwickelt dazu im Verlauf seiner Stottererfahrungen ein eigenes Repertoire an Strategien, um diese primären Symptome zu umgehen oder möglichst unauffällig zu überwinden (sekundär Symptome). Wenn ein Stotternder z.B. weiß das er mit dem Wort Orange Schwierigkeiten hat, benutzt er lieber das Wort Apfelsine. Kinder hingegen habe noch kein Störungsbewusstsein für ihre Symptomatik und zeigen daher in den seltensten Fällen sekundäre Symptome.

Die sekundären Stottersymptome können Starthilfen sein

  • Lückenfüller (Räuspern, ähm, Nachdenken)
  • Abbrüche und evtl. veränderte Neuversuche („gestern war ich im K—-, also hab ich mir einen Film angesehen“)
  • Kopfnicken, Schnipsen, klopfen und ähnliches um Blockierungen zu überwinden aus Sprechangst wird auch oft der Blickkontakt vermieden
  • Vermeidung von Sprechsituationen

Ursachen:
Man geht davon aus, dass es eine – in vielen Fällen genetische – Veranlagung für Stottern gibt. Früher oder später wird dann bei entsprechender Veranlagung das Stottern ausgelöst. Bei manchen Kindern können eine besonders schnelle oder gestörte Sprachentwicklung oder besondere Lebensereignisse eine Rolle spielen. Häufig lässt sich jedoch im Nachhinein kein Auslöser feststellen. Die Vermutung, dass Eltern die Schuld für das Stottern tragen, ist völlig überholt. Stottern ist nicht die Folge von Erziehungsfehlern und daraus resultierenden psychischen Auffälligkeiten!